Botschaft des Staates Israel in Berlin

Offizieller Blog

Botschaft des Staates Israel in Berlin header image 2

Hat Israel seine Abschreckungskraft verloren?

25. August 2011 · 1 Kommentar · Allgemein, Gaza, Hamas, Politik, Sicherheit, Terror

 

Einige Kritiker haben erklärt, die israelische Reaktion auf die tödliche Anschlagsserie bei Eilat sei nicht hart genug ausgefallen. Andere sind der Meinung, es sei richtig gewesen, sich zurückzuhalten. Wir dokumentieren die beiden Positionen in zwei Kommentaren des Nachrichtenportals Ynet.

Die Terroristen wissen jetzt, dass wir nicht zurückschlagen

Von Hagai Segal

Als Teil des makaberen Humors, der hier während des Yom Kippur-Krieges erblühte, hieß es, die Araber hätten von den Juden das Siegen gelernt, während die Juden von den Arabern das Lügen gelernt hätten. Seitdem haben wir drei oder vier weitere Kriege erlebt, wer zählt schon mit. Und in der Zwischenzeit haben wir auch noch etwas anderes von unseren Gegnern gelernt: etwas zu versprechen und dann das Versprechen nicht zu halten.

Immer wieder haben wir geschworen, die Hamas zu vernichten, sollte sie es wagen, unsere südlichen Einwohner anzugreifen. Doch wir haben uns nur selten an den Schwur gehalten. Eigentlich haben wir uns nie daran gehalten. Sogar die Operation Cast Lead, das Kronjuwel unserer Vergeltungsschläge im von der Hamas regierten Gaza-Streifen, war ein eher sanfter Schritt. Aus diesem Grund war sein Erfolg auch so begrenzt.

Ismail Haniyeh ist am Leben geblieben, seine Kraftwerke operieren weiter normal, und die Philadelphi-Passage wurde nicht blockiert. Die Terroristen haben gelernt, dass wir im Moment der Wahrheit immer einen Waffenstillstand über den Sieg wählen. Daher haben Sie aufgehört, uns zu fürchten.

Wenn Israel den Beschuss eines Schulbusses mit einer Panzerabwehrrakete beantwortet, indem es eine neue Umgehungsstraße baut, wie es hier im Frühling geschehen ist, kann es seine Gegner nicht das Fürchten lehren. Den Gegnern ist auch heute noch bewusst, dass sie in einer direkten Konfrontation keine Chance haben. Doch sie wissen jetzt, dass Israel Willens ist, eine Million Erniedrigungen zu ertragen, um dieser direkten Konfrontation zu entgehen.

Sogar wenn Ehud Barak droht, Terroristen enthaupten zu lassen, zeigt seine Körpersprache immer noch, dass er eigentlich dringend eine Waffenruhe möchte. Er kümmert sich hauptsächlich um die Produktion neuer „Iron Dome“-Batterien und nicht um die Bestrafung im Gaza-Streifen. Schon vor einigen Jahren hat er den Willen zum Sieg verloren. Doch nun hat er auch den Willen verloren, für Abschreckung zu sorgen.

Es besteht kein Zweifel, dass unsere magere Antwort auf die Anschlagsserie von Beer Scheva und Ashdod im Gaza-Streifen als schreckliche jüdische Schwäche interpretiert werden wird. Man hat dort alle Hauptquartiere evakuiert, weil man eine besonders gewalttätige israelische Antwort auf die Raketeneinschläge tief auf unserem Gebiet erwartet hatte. Doch nun haben wir gezeigt, dass sogar besonders dreiste Provokationen uns nicht stören. Früher einmal hätten wir ohne Rücksicht auf Verluste zurückgeschlagen, wenn unser Blut vergossen wurde, doch heute entschuldigen wir uns auch noch dafür.

„Wenn irgendjemand denkt, dass der Staat Israel das hinnehmen wird, dann irrt er“, hat unser Ministerpräsident nach der schrecklichen Anschlagsserie nahe Eilat erklärt. Das sind nur hohle Worte. Der Staat Israel nimmt es absolut hin. Dass Netanyahu und Barak eine plötzliche Beruhigung der Lage nach allem, was hier in den letzten Tagen geschehen ist, einfach so hinnehmen, ist sicherheitspolitisch und psychologisch ein nationales Desaster. Sogar hochtechnologische Warnsysteme können nicht den fortschreitenden Verfall unserer Abschreckungskraft verdecken.


Sich einen Krieg nicht aufzwingen lassen

Von Amir Peleg

Nehmen wir einmal an, die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte würden sich nicht auf chirurgische Aktionen und sporadische Angriffe auf Geheimdienstziele beschränken. Nehmen wir einmal an, dass wir eine Bodeninvasion größeren Ausmaßes einleiten würden, gedeckt durch massive Luftschläge, die mit der Zerstörung der Infrastruktur der Hamas und dem Tod einiger Schurken enden würde (und auch einiger Unschuldiger).

Was würden wir damit faktisch erreichen? Die diplomatischen Implikationen für die Region sind natürlich schwer vorauszusagen, besonders angesichts der Veränderungen in Ägypten. Doch einige Elemente ändern sich nicht.

Todesopfer in unseren Reihen, ruinierte Familien und zerstörte Häuser, drei oder vier Länder, die mit uns brechen würden und eine angespannte Ruhe bis zum nächsten Mal.

Bis dahin würde sich eine Sache bestimmt geändert haben – die Bandbreite ihrer Raketen und die Größe deren Sprengköpfe.

Selbstverständlich könnten wir es uns nicht erlauben, uns zurückzuhalten, und wir sollten den langen Arm der Israelischen Verteidigungsstreitkräfte loben, der den militärischen Anführer des Volkswiderstandskomitees eliminiert hat. Denn genau darum geht es. Wir haben es hier schließlich mit Komitees zu tun, die nicht von einem Prof. Manuel Trachtenberg angeführt werden.

Der Kampf zwischen der Hamas und uns ist leider nicht vergleichbar mit der Kubakrise oder der Konfrontation zwischen Süd- und Nordkorea. Verfeindeten Staaten kann man mit Abschreckung begegnen. Guerilla-Kämpfer aber können nur herausgefordert werden; besonders die, die den Heldentod als erstrebenswert erachten.

Für uns ist das alles ein Film, den wir schon unzählige Male gesehen haben. Und obwohl er jedes Mal einen anderen Namen trägt, bleibt doch das Genre gleich. Man hätte auch, wie bei Rocky, jedem Film einfach eine Nummer geben können. Doch für unsere Produktionen bevorzugen wir, aus nachvollziehbaren Gründen, für jedes Mal einen neuen Namen: „Summer Rains“, „Grapes of Wrath“, „Cast Lead“. In all diesen Filmen sind unsere Truppen die wahren Helden der Geschichte, doch das Drehbuch wird letztendlich von unseren Nachbarn geschrieben. Und keine der beiden Seiten verdient einen Oscar für Spezialeffekte.

Der Trick ist, selbst die Initiative zu ergreifen und nicht in etwas hineingezogen werden, und daher ist die Frage, ob der Staat Israel seine militärische Abschreckungskraft verloren oder wieder hergestellt hat, irrelevant. Für den Staat Israel ist die Zeit gekommen, seine diplomatische Abschreckungskraft wieder herzustellen und ausnahmsweise einmal rational und nicht emotional zu handeln. Dafür brauchen wir eine visionäre und vor allem eine intelligente Führung. Was wir ganz sicher nicht brauchen, ist eine Führung, die an eine Politik glaubt, die das Feuer noch anheizt. Denn traurigerweise kann die brennende Lava im Gaza-Streifen nicht mit einem Supertanker gelöscht werden.

Be Sociable, Share!

Tags:

You are not authorized to see this part
Please, insert a valid App IDotherwise your plugin won't work.

Ein Kommentar bisher ↓

  • Renate Akhavan

    Die Bemühungen der Israelis erinnern an frühere Zeiten erfolgloser Selbsterniedgrigung:

    GERSHOM SCHOLEM
    Wider den Mythos vom deutsch-jüdischen Gespräch (1964)
    „ICH BESTREITE“ DIE TATSÄCHLICHKEIT …
    … EINES DEUTSCH-JÜDISCHEN GESPRÄCHS:
    „Ich bestreite, daß es ein solches deutsch-jüdisches Gespräch in irgendeinem echten Sinne als historisches Phänomen je gegeben hat. Zu
    einem Gespräch gehören zwei, die aufeinander hören, die bereit sind, den anderen in dem, was er ist und darstellt, wahrzunehmen und ihm zu
    erwidern. Nichts kann irreführender sein, als solchen Begriff auf die Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Juden in den letzten 200
    Jahren anzuwenden.“
    … EINER DEUTSCH-JÜDISCHEN SYMBIOSE:
    „Dieses Gespräch […] erstarb, als die Nachfolger Moses Mendelssohns, der noch aus irgendeiner, wenn auch von den Begriffen der
    Aufklärung bestimmten, jüdischen Totalität her argumentierte, sich damit abfanden, diese Ganzheit preiszugeben, um klägliche Stücke davon
    in eine Existenz herüberzuretten, deren neuerdings beliebte Bezeichnung als deutsch-jüdische Symbiose ihre ganze Zweideutigkeit
    offenbart. Gewiss, die Juden haben ein Gespräch mit den Deutschen versucht, von allen möglichen Gesichtspunkten und Standorten her,
    fordernd, flehend und beschwörend, kriecherisch und auftrotzend, in allen Tonarten ergreifender Würde und gottverlassener Würdelosigkeit. […]
    Von einem Gespräch vermag ich bei alledem nichts wahrzunehmen.“

Einen Kommentar hinterlassen

Time limit is exhausted. Please reload CAPTCHA.