Das Problem ist weltweit bekannt: „Erstmal aussteigen lassen“, ertönt es auch regelmäßig an Berliner S-Bahnsteigen, wenn übereifrige Zusteiger mal wieder die Türen verstopfen.
Nun ist jedoch wissenschaftlich belegt, dass das Problem in Jerusalem größer ist als anderswo: Die durchschnittliche Haltezeit eines Zuges an einer Haltestelle in Europa beträgt 20 Sekunden, während sie bei der Jerusalemer Straßenbahn bei bis zu 45 Sekunden liegen kann, wie die Stadtverwaltung herausfand. Die Stadt will nun, zwei Jahre nach Inbetriebnahme der Tramlinie, Abhilfe schaffen.
„Der Aufenthalt an der Haltestelle ist ein wichtiger Faktor bei der Verlangsamung der Fahrzeit“, so Yehuda Albaz, verantwortlich im Verkehrsministerium. „Jede Sekunde, die der Zug zu lang hält, trifft sehr viele Menschen. Wenn die Fahrgäste einander nicht stören, geht alles viel schneller. In Israel bestimmte Gewohnheiten im öffentlichen Nahverkehr einzuführen, ist eine große Herausforderung, aber es ist möglich“, fügt er hinzu.
Bis zu 10 Minuten beträgt die Verzögerung auf die gesamte Strecke gesehen – bei einer Gesamtfahrzeit von 49 Minuten nicht gerade wenig.
Helfen gegen die unproduktiven Einstiegsgewohnheiten soll eine Kampfange mit dem einleuchtenden Slogan „Zuerst wird ausgestiegen, dann wird eingestiegen.“ Ob die mehr als 110.000 Fahrgäste, die die Tram täglich nutzen, dies schnell verinnerlichen, wird sich zeigen.
(Haaretz, 30.05.13)
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