sehr gern hätte ich mit Ihnen meine Aufregung nach dem phantastischen Spiel der deutschen Nationalelf am Dienstagabend geteilt. Doch leider kann ich es nicht.
Der jüdische mittelalterliche Dichter Jehuda Halevi schrieb aus dem spanischen Exil die Zeile: „Im Osten weilt mein Herz, ich selbst im fernen West“.
Während ich mir das Fußballspiel im Fernsehen ansehe, spuckt der Computer neben mir laufend Nachrichten zu den Ereignissen in Israel aus. Raketen auf Ashkelon und Ashdod, Raketen auf Jerusalem, Sirenen in ganz Israel.
Über WhatsApp berichtet mir mein Bruder über den Alarm in Tel Aviv, der ihn auf der Straße überraschte. Er und seine schwangere Frau mussten die Nacht im Haus ihrer Eltern verbringen, weil es in ihrem eigenen Haus keinen Bunker gibt.
Im Westen, gegenüber dem Fenster meiner Wohnung mitten in Berlin, Jubeltrompeten, Freudenschreie und Feuerwerkskörper. Und im Osten, wo mein Herz weilt, Raketenalarm, Angstschreie und Explosionen.
Eine Terrororganisation, die nicht vor Dörfern und Städten, Schulen und Krankenhäusern, Synagogen und Moscheen Halt macht, hat vier Millionen Israelis und zwei Millionen Palästinenser in Geißelhaft genommen. Sie feuert Tag und Nacht Raketen, besonders zu Beginn und am Ende des Arbeitstages, weil dies die statistische Chance erhöht, Menschen zu treffen und Schaden anzurichten.
Raketen flogen nach Jerusalem, wo die Klagemauer und die Al-Aqsa-Moschee nebeneinander stehen. Eine Organisation, die vorgibt, im Namen Gottes zu handeln, aber keine Achtung vor Menschen und Religionen hat. Eine Organisation, deren einziges Bestreben es ist, zu zerstören und Angst zu verbreiten, ohne dabei einen Unterschied zu machen.
Und die Israelis? Zu meinem großen Kummer haben wir Erfahrung mit solchen Situationen. Die Terrororganisation hat kein anderes Ziel als die Zerstörung des Staates Israel. Wir haben keine Wahl, als unsere Existenz zu verteidigen und unsere Bürger zu schützen. Dies ist kein Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Dies ist ein Konflikt zwischen den Verfechtern des Lebens und jenen, die Tod und Zerstörung wollen. Wir werden siegen, weil wir das Leben wollen. Eine Zerschlagung der Hamas dient der Stabilität im Nahen Osten und der Sicherung des Zusammenlebens. Der Gazastreifen muss von der Hamas befreit werden.
Meine ganze Hoffnung ist es, dass ich am kommenden Sonntag meine Aufmerksamkeit auf das Fußballspiel richten kann und meinen Körper und mein Herz nicht zwischen West und Ost zerteilen muss.
(Tal Gat, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Botschaft des Staates Israel in Berlin, 10.07.14)
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